Badezimmer im Zeitenwandel. Eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Badekultur.

Von antiken Badehäusern bis zu modernen Design-Badezimmern war der Weg sehr lang und oft steinig. Badezimmer waren bis ins 19. Jahrhundert oft nur der oberen Schicht vorbehalten und daher ein Privileg. Die meisten Menschen konnten nur träumen von guten hygienischen Bedingungen und Krankheiten, die daraus hervorgingen, waren keine Seltenheit. Sauberes Wasser war ein kostbares Gut und nicht unbedingt zum Waschen vorgesehen. Dementsprechend wurde die Badkultur erst sehr spät eingeführt, entwickelte sich dann aber außerordentlich schnell bis zu den modern eingerichteten Badezimmern heute. In jedem Zeitalter spiegelt sich die Gesellschaft durch die Gestaltung ihrer Bäder wider – ein Raum voller Geschichte und Möglichkeiten.

Antike Badehäuser: Treffpunkte der Entspannung und Geselligkeit.

Duschspinne Die Badehäuser oder Thermen im alten Rom waren nicht nur Orte der Entspannung, sondern auch Zentren der Geselligkeit und des sozialen Lebens. Hier trafen sich Menschen aller Schichten, um gemeinsam zu baden, zu schwimmen und sich zu erholen. Die prächtige Architektur der antiken Bäder lud zum Verweilen ein und schuf eine einzigartige Atmosphäre der Ruhe und Entspannung. Die Römer pflegten hier ihre Wellnessrituale, verwöhnten sich mit Ölen, Düften und Kräutern und genossen sportliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Gymnastik. Auch kulinarische Genüsse spielten eine wichtige Rolle, ebenso wie Musik, Literatur und Kunst. Sklavinnen und Sklaven sorgten für das Wohl der Gäste und trugen maßgeblich zur Entspannung bei. Oft wurden auch die neuesten Klatsch- und Tratschgeschichten ausgetauscht oder auch Geschäfte abgewickelt. Es gab keine Regeln, das Männer und Frauen, die gleichen Räume nicht betreten durften. Es war aber doch so, das die verschiedenen Geschlechter zu einer bestimmten Tageszeit in die Bäder gingen. Trotzdem gab es Frauen, die mit den Männern gleichzeitig in den Badehäusern auftauchten, allerdings hatten diese nicht unbedingt den besten Ruf in der Stadt. Bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. waren ausschließlich die Grundstücke der Wohlhabenden mit Thermen ausgestattet. Später wurden aber auf Initiative von Geschäftsleuten und Kaisern, auch öffentliche Bäder gebaut. Für einen kleinen Betrag oder auch teilweise kostenlos konnten die Bäder betreten werden. Um 300. soll es etwa tausend dieser Häuser gegeben haben. Was selbstverständlich zu besseren hygienischen Bedingungen führte. Die Badehäuser wurden durch die früh gebauten Aquädukte mit frischem Wasser versorgt. Nach heutigen Verständnis wurden diese Orte wie Treffpunkte des öffentlichen Lebens, also Clubs oder Einkaufszentren angesehen.

Das Mittelalter und die Geschichte der Badestuben

Badehaus in Paris 16Jh. Badestuben gab es im Mittelalter in fast jeder Stadt und wurden auch meistens von den Gemeinden selbst betrieben. Es war ein niedriger Raum mit einem Ofen und einem Kessel mit heißen und einem mit kaltem Wasser. An den Wänden sind meist Bänke, auf denen man höher oder niedriger sitzen konnte, fast wie in einer Sauna. Diese Bänke wurden auch Schwitzbänke genannt. Es waren auch mit Wasser gefüllte Wannen vorhanden, um ein Wannenbad zu nehmen. Die Stuben wurden von einem Bader, welcher bei der Stadt angestellt war, betrieben und es gab auch schon eine Badeordnung in der Pflichten des Badepersonals aber auch das Verhalten der Badegäste geregelt war. Es wurde streng nach Geschlechtern gebadet aber es gab auch Häuser die schon eher an ein Bordell erinnerten. In diesen Häusern enthielt die Badeordnung auch Vorschriften über züchtiges Verhalten. Die Badestuben hielten sich teilweise bis ins 20. Jahrhundert. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden die Badestuben zeitweise geschlossen, weil immer mehr Seuchenfälle auftraten und die Häuser zu deren Verbreitung beitrugen. Einige schöne Häuser wurden restauriert und sind heute noch zu bewundern.

Barock: Der große Irrtum

Barokdame beim Pudern Im 17. bis 18. Jahrhundert hatte der Adel ein sehr gestörtes Verhältnis zu Wasser als Mittel der Körperhygiene. Die schlechten Erinnerungen an die Jahre der großen Seuchen waren noch sehr präsent und der Gedanke, dass die Übertragung der Krankheiten durch die Badehäuser noch begünstigt wurde. Das Flöhe, die Krankheiten übertrugen, wusste man noch nicht. Man wusch sich nicht mehr, sondern nahm Puder und Parfüm um den Geruch zu übertünchen. König Ludwig XIV auch der Sonnenkönig genannt war dafür ein gutes Beispiel. Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man:

"Er strahlt wie die Sonne und stinkt wie ein Schwein"
Dabei entstanden teilweise kuriose Gegenstände wie z.B. Flohfallen, welche in den Unterröcken oder im Mieder getragen wurden. Das waren meist eiförmige Gegenstände mit einem Gitter. In das Innere wurde ein Lappen mit Blut gelegt und die Flöhe grabbelten hinein und verfingen sich. Eigentlich war es nur eine Ablenkung vom Träger der Falle. Die Dienerin konnte den Lappen dann entsorgen. Man kann sich denken, welch angenehmer Duft in den Räumlichkeiten herrschte. In heutigen Zeiten ist das nicht mehr vorstellbar.

Industrialisierung und Moderne: Technologische Innovationen im Badezimmer

Badezimmer um 1900. Um das Jahr 1900 hatten die meisten Menschen noch keine eigene Badewanne, geschweige denn ein eigenes Badezimmer. Wenn man es sich leisten konnte, ging man in die öffentlichen Badehäuser oder Badeanstalten, welche auch eigene Räume mit Badewannen hatten. Selbst bei der wohlhabenden Bevölkerung war es nicht selbstverständlich, einen eigenen Raum zum Waschen oder Baden zu besitzen. Die meisten hatten nur eine abgeteilte Nische mit einer Badewanne. Vornehmlich musste das heiße Wasser von den Bediensteten gebracht werden, um die Wanne zu füllen. Bis nachdem 2. Weltkrieg wurde nur einmal in der Woche, meistens Samstag gebadet. Das passierte überwiegend in einer Wanne oder dem Waschkessel, indem vorher die Wäsche gewaschen wurde und das Wasser wurde dabei, für die ganze Familie nicht gewechselt. Es war leider mühselig warmes Wasser zu bereiten und es musste selbstverständlich gespart werden, das waren die Hauptgründe für diese Gewohnheiten. Erst in den 50er Jahren als der Wiederaufbau im vollen Gange war, setzten sich die ersten Wohnungen mit Badezimmer durch. Badezimmer um 1970 Wer heute noch Wohnungen aus dieser Zeit kennt, weiß wie klein diese Bäder waren. Es war eine Badewanne, ein Badeofen und ein Waschbecken, oft mit Durchlauferhitzer darin. Die ersten Duschlauferhitzer wurden übrigens von der noch heute bestehenden Firma Vaillant entwickelt. In den 1960er Jahren begann dann die Ausstattung der Wohnungen mit der zentralen Wasserversorgung, was das Leben extrem erleichterte. Auch viele neue Erfindungen wie der Spiegelschrank oder die verstellbare Duschstange sowie die Mischbatterie hielten Einzug ins Badezimmer. Es war eine Zeit des aufstrebenden Wohlstands und man leistete sich wieder etwas. Dementsprechend schossen auch viele Firmen, welche neuartige Badezimmerartikel herstellten aus dem Boden. Beispiele sind die Firma Kleine Wolke mit Badteppichen oder Allibert Spiegelschränke. Für viele Menschen ist der Spiegelschrank heute noch ein Allibert. Es war eine Zeit der Experimente und die Badezimmer wurden in den 1970er Jahren bunter und poppiger. Überwiegend Plastik war in den neuen Badezimmern zu sehen und sorgte manchmal für sehr ausgefallene Baddesigns.

Badezimmer heute: Komfort, Design und Nachhaltigkeit

Modernes Badezimmer Moderne Badezimmer sind hoch technisierte Wellnessräume oder auch in offene Wohnkonzepte integrierte Entspannungsbereiche. Dabei spielen immer mehr nachhaltige Konzepte oder auch natürliche Materialien eine große Rolle. Edle und resistente Hölzer finden immer mehr Einzug in die Gestaltung der Badezimmer und erzeugen ein warmes und wohnliches Ambiente. Oft spielt dabei das gesamte Baddesign eine große Rolle. Alle Teile sollten aufeinander abgestimmt sein, von den Fließen über die Keramik bis zum Handtuch. Das Badezimmer dient nicht mehr nur zur Körperhygiene, sondern ist auch zum vollwertigen Teil des Tagesablaufs geworden. Gerne entspannt man sich nach einem anstrengenden Tag bei einer erfrischenden Dusche oder einem heißen Bad und verwöhnt sich dabei mit diversen Bad-Essenzen und Kerzenschein. Die Technik darf natürlich auch nicht zu kurz kommen und es finden smarte Produkte immer mehr Einzug ins Badezimmer. Ob eine smarte Armatur oder Badewanne, bei der die Wanne zum Resonanzkörper wird und zur Entspannung beiträgt sowie die smart steuerbare Beleuchtung. Nicht alles hat immer Sinn, aber die Entwicklung geht weiter und die Zeit wird die wichtigsten Dinge, welche unser Leben erleichtern und verschönern, übrig lassen. Schauen wir also entspannt in die Zukunft und lassen uns treiben.